Dann nimmt sie ihren Mut zusammen. Ihr Arbeitsplatz, das ist die zum Bett umgebaute Sitzecke in ihrem Wohnmobil. Ein hellblaues Spannbettlaken, drei Kissen. Aufgewachsen ist Nicole Schulze in einem kleinen Dorf bei Wittlich. Nach ihrem Hauptschulabschluss zieht sie nach Köln und beginnt eine Ausbildung zur Arzthelferin. Überhaupt lacht die dunkelhaarige Frau viel, die wasserblauen Augen wirken dabei jung. Ihr Gesicht verrät aber auch, dass sie bei aller Bereitschaft, über sich und ihren Beruf zu sprechen, nicht alles aus ihrem Leben preisgeben will.
Sie heiratet, zwei Kinder. Bis auf die Online-Spielsucht und das exzessive Kiffen ihres Mannes. Das gesamte Familieneinkommen geht dafür drauf. Dazu noch ein Auto auf Kredit.
Ohne Geld schafft sie das allerdings nicht. Natürlich sei sie anfangs unsicher gewesen. Ich habe sexuell schon immer relativ offen gelebt. Hemmungen, mit fremden Männern Sex zu haben, hatte ich kaum.
Die Frauen fahren zusammen mit ihren Freiern in diese Art Garagen. Es gibt einen Notruf, Toiletten, Duschen. Dazu eine Beratungsstelle, Kondome.
Ihrem damaligen Ehemann verheimlicht sie ihre neue Einnahmequelle. Mehrere Hundert Euro sind es pro Tag. Irgendwann hat sie genug Geld zusammen, um ihn zu verlassen. Jahre später sind sogar die Schulden abbezahlt. Dann verliebte sie sich in einen neuen Mann — der sie nur ausnutzt. Denn wenn sie zu wenig Geld mit nach Hause bringt, bestraft ihr Partner sie mit Liebesentzug und Zurückweisung. Das habe sie nicht ertragen. Der Mann kauft sich einen Porsche, Nicole einen Golf.
